Hallo alle zusammen.
Als anlage mal ein sehr gutes Interview aus dem Musikmarkt mit 2 sehr erfolgreichen Konzertveranstaltern im Schlagerbereich.
(freundlicherweise zur Verfügung gestellt )
Viel Spaß beim lesen.
Wie heißt es in den Vorankündigungen zu den "Großen Schlager-Starparaden"? – "Die Karawane zieht weiter" – und mit diesem Schlager-Konzept sind die beiden Münchner Veranstalter Karl-Heinz Schweter und Manni Schulte nun schon im zwölften Jahr erfolgreich unterwegs. MM-Autor Joachim Hendel unterhielt sich mit den beiden Veranstaltern Karl-Heinz Schweter und Manni Schulte, da die nächsten 10 Termine für 2007 schon wieder feststehen.
Am 3. März 1996 ging die erste "Große BR Schlager-Starparade" in der Münchner Olympiahalle über die Bühne. Karl-Heinz Schweter organisierte damals für die Bayerische Rundfunkwerbung diese Großveranstaltung. Damit war eine Idee geboren, die seitdem den deutschsprachigen Schlager-Interpreten und -Gruppen eine Plattform bietet, die es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hatte. Ein halbes Jahr später folgte nämlich in der Dortmunder Westfalenhalle "Die große WDR Schlager-Starparade" und eine Woche später "Die Große BR-Schlager-Starparade" in Nürnbergs Frankenhalle.
Karl-Heinz Schweter hatte damals bereits in Manni Schulte einen Partner gefunden, der die Szene kannte wie kaum ein anderer. Bislang veranstalteten die beiden Schlager-Experten bereits 63 Großveranstaltungen im gesamten Bundesgebiet, die von rund 670 000 Schlager-Freunden besucht wurden, allein im vergangenen Jahr waren es bei zehn Veranstaltungen 71 500 Fans die ihren Idolen zujubelten. Alles was Rang und Namen hatte und hat, trat bei diesen Events schon auf.
Musikmarkt LIVE!: Vor fast 12 Jahren veranstalteten Sie die erste "Große Schlager-Starparade" – Wie kamen Sie auf diese Idee?
Karl-Heinz Schweter: Schon als Kind begeisterte ich mich mehr für die Schlager von Ronny oder Freddy Quinn als für die Rolling Stones. Neben meiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann arbeitete ich als Disc-jockey in verschiedenen Discotheken, die damals noch alle Schlager spielten. 1987 war es Joachim Hendel, der mich für die Sendung "Hörer machen Programm" entdeckte und so landete ich als Moderator und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk. 1990 wurde ich bei einem Münchner Privatsender, der damals ein reiner Schlagersender war, Musikchef und somit vielen auch öffentliche Veranstaltungen in meinen Kompetenzbereich, so auch die "Schlager-Olympiaden" in der Olympiahalle. Nachdem das Programm dieses Senders dann umgestellt wurde, klopfte ich bei der Bayerischen Rundfunkwerbung an und unterbreitete Teddy Parker meine Idee "Die Große BR Schlager-Starparade" zu veranstalten. Das Resultat war eine ausverkaufte Olympiahalle.
Herr Schulte, wie kamen Sie ins Spiel?
Manni Schulte: Durch meine Tätigkeiten bei Bertelsmann, BMG Ariola, Jupiter Records und unter anderem auch als freier Rundfunkpromoter für Hansa Berlin, Sony Music und Jack White kannte ich auch Karl-Heinz Schweter und auf einer Fahrt von München nach Mainz bei der wir über ein Programmheft sprachen, kamen wir auf die Idee die
"Schlager-Starparaden" bundesweit zu organisieren und seitdem bin ich als Partner mit dabei. Wir waren uns einig, dass es wichtig ist, dass wir mit ARD-Sendern kooperieren möchten, die ein Schlager-Format haben und so kamen WDR 4, SWR 4, MDR Radio Thüringen, MDR Radio Sachsen, MDR Radio Sachsen-Anhalt, NDR 90,3, Antenne Brandenburg und HRF 4 noch dazu.
Es fällt auf, dass sich zum Beispiel ein Sender wie Bayern 1 als Kooperationspartner zurück gezogen hat.
Schweter: In letzter Zeit haben auch wieder Gespräche mit den Verantwortlichen von Bayern 1 stattgefunden. Das Problem ist aber, dass das Programm von Bayern 1 geändert wurde und somit laufen seit geraumer Zeit keine aktuellen Schlager mehr, sondern überwiegend internationale Oldies, vereinzelt auch deutschsprachige Oldies, aber das aktuelle Angebot fällt zur Gänze durchs Raster, was zur Folge hat, dass es im großen Bundesland Bayern keine einzige Plattform mehr für den aktuellen deutschen Schlager gibt. Wir müssten die Künstler-Besetzung dementsprechend ausrichten und das können wir nicht, denn unser Konzept ist ein anderes.
Schulte: Das hat zur Folge, dass wir nun schon seit Jahren "Die große Schlager-Starparade" in München ohne den Bayerischen Rundfunk veranstalten. Am 28. Januar 2007 ist die nächste Veranstaltung in der Olympiahalle, aber wie lange wir das in München noch machen können, ist fraglich, das werden wir erst nach dem 28. Januar 2007 entscheiden, ob es in München 2008 noch eine solche Veranstaltung gibt. München ist mit Abstand die Stadt, die am schlechtesten läuft.
Damit steht wohl fest, dass Ihr Konzept nur voll aufgeht, wenn ein Sender kräftig die Werbetrommel rührt?
Schweter: Das kann man so nicht sagen, denn zum Beispiel in Hannover gibt es eine ähnliche Situation. Dort haben wir auch keinen Partner vor Ort und dennoch hat sich erst im Dezember letzten Jahres wieder gezeigt, dass die Nachfrage sehr groß ist. Aber in Bayern ist es schon gravierend. Da gibt es einfach keine Möglichkeiten für neue Künstler und die etablierten können ihre neuen Titel auch nicht bekannt machen, das wirkt sich sehr negativ auch auf unsere "Großen Schlager-Starparden" aus. Besonders schlimm ist es im Großraum München, denn dort kann man nicht mal auf einen anderen Sender ausweichen. Von einer Ausgewogenheit im Programm kann man da nicht mehr sprechen, so etwas ist beispiellos.
Muss man daraus den Schluss ziehen, dass in Bayern die Uhren anders laufen als anderswo? Warum läuft Hannover gut und München schlecht, obwohl Sie in Hannover auch keinen Sender haben?
Schulte: Uns fällt auf, dass wir gerade in Hannover ein sehr junges Publikum haben. Dort kann man ja auch andere Sender hören, wenn man mit dem Sender vor Ort nicht zu frieden ist. Diese Möglichkeit gibt es in München nicht, da finden aktuelle Schlager einfach nicht mehr statt. Ich glaube nicht, dass die Uhren anders ticken als anderswo, nur hat man eben keine Möglichkeit mehr sich über das Neuangebot zu informieren. Das kann aber an der Altersstruktur auch nicht liegen, denn generell haben wir gemerkt, dass das Publikum jünger wurde. Außerdem bieten wir den Zuschauern in München nichts anderes als anderswo, daran kann es nicht liegen. Die Besucher sind auch bereit Geld auszugeben, wobei anzumerken ist, dass man bei uns für's Geld viel geboten bekommt, denn wir haben ja immer zehn namhafte Künstler, teilweise 14 im Programm und wo gibt es das sonst noch? Die Karten kosten im Durchschnitt zwischen 37 Euro im Party-Innenraum und bis 64 Euro bei den besten Plätzen. Die Stars sind durchschnittlich 20 Minuten auf der Bühne und deshalb beginnen unsere Veranstaltungen meistens um 14 Uhr und das Ende ist für 21 Uhr angesetzt.
Aber unstrittig, dass wir uns viel leichter tun, wenn ein Sender mit im Boot ist. Das Zahnrad muss ineinander greifen, es muss einfach alles stimmen. Die Kosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, so die Hallenmieten, die Reinigung, technische Kosten, Werbekosten. Da sind wir auf die Unterstützung der Künstler und Managements angewiesen, dass die Gagen im Rahmen des möglichen bleiben, sonst wäre das alles nicht mehr finanzierbar. Ausreißer wie München sind auf Dauer nicht mehr machbar. Wir versenden hunderttausende von Flyern, schalten Anzeigen, Plakatieren und werben auch übers Internet, wobei auch der direkte Kontakt zum Publikum sehr wichtig ist. Wir haben viele Stammkunden.
Es fällt auf, dass Sie konsequent auf den traditionellen deutschen Schlager setzen und sich da auch nicht beirren lassen…
Schweter: Wir sind davon überzeugt, dass eine Christine Stürmer bei unserem Publikum nicht ankommen würde, das ist eine andere Abteilung. Auch was die "volkstümliche Musik" anbelangt, halten wir uns eher zurück, denn es gibt so viele Tourneen, die diesen Bereich abdecken und deshalb haben wir uns ganz dem Schlager verschrieben.
Es sind aber manchmal auch nicht so bekannte Künstler in Ihren Programmen? Sie haben von Anfang an auf Andrea Berg gesetzt, beispielsweise…
Schulte: Andrea ist seit 1997 bei fast jeder "Schlager-Starparade" mit dabei. Ja, wir haben an sie geglaubt und dafür ist sie uns auch sehr dankbar und obwohl sie nun ein Superstar ist , kommt sie immer wieder gern zu uns.
Schweter: Wenn wir mit Sendern zusammenarbeiten, dann gehen wir, was die Besetzung anbelangt auch mit auf deren Wünsche ein. Es sind deshalb immer wieder Nachwuchs-Künstler mit dabei. Aber man muss zugeben, es ist sehr schwierig geworden, weil ja fast nichts nachkommt. Im letzten Jahr war es Helene Fischer, die es geschafft hat, Fuß zu fassen und da haben wir sofort reagiert und sie für 2007 verpflichtet. Man muss aber auch erwähnen, dass Künstler nur nachrücken, wenn ein professionelles Team dahinter steht.
Wäre da nicht eine engere Zusammenarbeit mit den Plattenfirmen wünschenswert?
Schulte: Mit der EMI hat das geklappt, auch was Helene Fischer anbelangt, mit der Sony BMG haben wir was die Aktion "Freundschaftspreise" anbelangt, kooperiert. Wir unterstützen mit unseren Veranstaltungen auch Solo-Tourneen, so die von Semino Rossi, oder die von Brunner & Brunner und auch von Michelle, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Künstler treten bei uns auf und haben somit die Möglichkeit ihre Solo-Tournee zu promoten.
In den letzten Monaten ist festzustellen, dass die Konjunktur wieder anzieht. Macht sich das auch in Ihrem Bereich bemerkbar?
Schulte: Eigentlich nicht. Bei uns spielen andere Gegebenheiten eine große Rolle. So waren die Besucherzahlen nach dem 11. September 2001 sehr rückläufig. Auch Seuchen wie die Vogelgrippe oder Attentate machen sich bei den Besucherzahlen bemerkbar. Aber alles in allem war 2006 für uns ein gutes Jahr. Dennoch müssen wir darauf achten, dass alles andere zusammenpasst. So haben wir bemerkt, dass die Besucherzahlen, die wir über Reisebusunternehmen hatten, rückläufig sind.
Und wie erklären Sie sich das?
Schweter: Das hängt mit Sicherheit auch damit zusammen, dass wir ein jüngeres Publikum bekommen haben, die jüngeren Leute fahren lieber selbst.
Es ist aber doch erstaunlich, dass Sie so erfolgreich sind und im Fernsehen sind die Musiksendungen, auch wenn sie unter der Marke "Volksmusik" laufen, Quotenrenner - aber die Werbewirtschaft nimmt davon kaum Notiz…
Schweter: Das kann ich mir nur so erklären, dass eben dieser Bereich immer noch nicht die Akzeptanz hat, der ihm eigentlich zusteht, dass man bis heute nicht richtig erkannt hat, welche Kaufkraft diese Publikumsschicht noch hat
Mfg.
B.R.